Institut für Soziologie
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BMBF-Forschungsverbund Teilprojekt "CoCare" gestartet

Projektleitung: Prof. Dr. Paula-Irene Villa Braslavsky

10.02.2023

"Reinigung als Fürsorgearbeit“ ist Teilprojekt im Projektverbund "Corona und Care – Fürsorgedynamiken in der Pandemie" (Co-Care), in Kooperation mit der Universität Tübingen (Konsortialleitung: Prof. Dr. R. Ammicht-Quinn).
Fürsorge – sowohl als konkrete Arbeitsleistung, aber auch als zwischenmenschliches Beziehungsgefüge – war schon vor der Pandemie ein politisch und gesellschaftlich problematischer, häufig prekärer, wenig sichtbarer und damit krisenhafter Bereich. Während der Pandemie entstand eine „Krise in der Krise“: die bestehende Krise der Fürsorge innerhalb der Krise der Pandemie. Das Projekt Co-Care setzt bei dieser „Krise in der Krise“ an und analysiert das Spannungsfeld zwischen der Überlastung, Prekarität und Unsichtbarkeit einerseits und der gesellschaftserhaltenden Bedeutung von Fürsorge andererseits.
Reinigung stellt einen der Bereiche dar, die während der Pandemie zwar als “systemrelevant” eingestuft und damit als zentral für die so genannte kritische Infrastruktur eingeschätzt wurden, die zugleich jedoch während der Pandemie weiterhin kaum sichtbar blieben. Wie viele andere systemrelevante Arbeitsfelder ist auch die Reinigung ein feminisierter, prekarisierter, gesellschaftlich wenig gewürdigter Bereich. Zugleich ist die Reinigung ein heterogenes Feld: Je nach Einsatzort variieren Arbeitsbedingungen, Arbeitszeiten und formale Absicherungen stark. Reinigung wird außerdem selten überhaupt als Fürsorgearbeit wahrgenommen oder als solche verstanden. Im Privathaushalt wird sie weniger der Care- als der (eher technischen, objektbezogenen) Haushaltsarbeit zugeordnet, in öffentlichen Räumen gilt sie als reine Dienstleistung ohne zwischenmenschliche Relevanz.
Das übergreifende Ziel von Co-Care ist, neue Mittel und Wege zu finden, Fürsorge und die in diesen Kontexten agierenden Sorgegebenden (care-giver) und Sorgenehmenden (care-receiver) sichtbar(er) zu machen und dauerhaft zu stärken. Dafür sollen Bedeutung, Bedarf und Ressourcen von Fürsorgedynamiken für die post-pandemische Gesellschaft – die wieder in eine Krise geraten kann – erarbeitet und für unterschiedliche Praxisfelder mittels Fallstudien zu Reinigung und sozialpädagogischer Familienhilfe konkretisiert werden.
Co-Care adressiert damit den dringenden Forschungsbedarf, der klärt, an welchen Stellen Fürsorge-Arrangements in der Corona-Pandemie destabilisiert wurden, welche Bedarfe, aber auch Ressourcen hier zu entdecken sind, und wie Fürsorgedynamiken für den Alltag stabilisiert werden können, damit in einer weiteren Krise der Bereiche der Fürsorge nicht als Krise in der Krise, sondern vor allem als Ressource in der Krise fungieren kann.

Das Projekt ist als Teilvorhaben im Projektverbund "Verbundvorhaben Corona und Care – Fürsorgedynamiken in der Pandemie", in Kooperation mit der Universität Tübingen, Prof. Dr. R. Ammicht-Quinn, geplant.

Projektbeginn: Februar 2023
Leitung des Teilprojekts: Prof. Dr. Paula-Irene Villa Braslavsky
Mitarbeitende: Ali Simon, M.A.
Konsortialleitung: Prof. Dr. R. Ammicht-Quinn